Eröffnung spiritueller Räume mit Menschen mit Behinderung
Berufs- und ausbildungsbegleitender Kurs
Menschen mit Behinderung verfügen über eigene spirituelle Quellen. Spiritualität als lebendige Beziehung zwischen Mensch und Gott ist dabei immer tief eingewoben in die Existenz des Einzelnen mit ihren jeweiligen konkreten und alltäglichen Herausforderun-gen. Dies ist entsprechend fruchtbar zu machen, wenn es darum gehen soll, spirituelle Lebensdeutungen von Menschen mit Behinderung in angemessene Formen zu gießen.
Die drei Wochenenden wollen zur spirituellen Begleitung von Menschen mit Behinderung befähigen. Dabei soll zunächst zu den eigenen geistlichen Quellen hingeführt werden. Dies öffnet den Blick für die Besonderheiten des spirituellen Lebens von Menschen mit Behinderung und der spirituellen Dimension des Lebens mit ihnen. Schließlich soll gezeigt werden, wie sich spirituelle Räume mit Menschen mit Behinderung eröffnen und konkret gestalten lassen.
Die Veranstaltung richtet sich an (angehende) heilpädagogische Fachkräfte in der Behindertenhilfe und Mitarbeiter/-innen im Pastoralen Dienst. Die erfolgreiche Teilnahme wird (bei Schülern/-innen an Berufskollegs nach Anfertigung einer Hausarbeit über die konkrete praktische Umsetzung des Erfahrenen und Gelernten) bescheinigt.
I) Der eigenen Spiritualität auf die Spur kommen
In der Vielfalt der Spiritualitäten, die auf dem großen Markt der Sinn-Suche angeboten werden, gilt es der eigenen Spiritualität auf die Spur zu kommen. Das heißt konkret, sich seiner Herkunft und Prägung bewusst zu werden, die aktuelle Lebenswirklichkeit wahr- und die eigene geistliche Sehnsucht in den Blick zu nehmen. Zu all dem soll das Wochenende im »Haus der Stille« der Abtei Königsmünster in Meschede Raum, Zeit und Anregungen geben. Auf verschiedenen Wegen und in unterschiedlichen Weisen soll eine Annäherung an die eigene Spiritualität ermöglicht werden. Das klösterliche Stundengebet der Mönche, die monastische Tagesordnung und die nüchtern-reduzierte Architektur des Hauses der Stille bilden hierfür den tragenden und haltenden Rahmen.
Referent: P. Dr. theol. Cosmas Hoffmann, OSB, Meschede
Ort: »Haus der Stille«, Abtei Königsmünster, Meschede (!)
Termin: Freitagabend bis Sonntagmittag
II) Spiritualität: den anderen zum Vorschein kommen lassen
Spiritualität hat zu tun mit einem Prozess des Suchens nach dem anderen, so wie er oder sie ist: Spiritualität schafft einen Raum, um den anderen zum Vorschein kommen zu lassen. In unserer Kultur der Pflege, Fürsorge und Begleitung von Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung kann man vielfach jedoch eher von einer Herrschaftskultur sprechen, in der wir als Pflegekräfte bestimmen, was gut für jemanden ist; oder was gute Pflege, Begleitung und Fürsorge ist. Die Frage ist, ob ein Mensch mit einer Behinderung sich dann wirklich anerkannt weiß. Spiritualität bedeutet daher eine kritische Kraft, insofern sie ausgeht von dem Gedanken, dass ich als Pflegekraft niemals begreifen kann, was es bedeutet, in einer Welt von Menschen mit Behinderung zu leben. Aus verschiedenen Blickwinkeln wollen wir uns diesem Themenfeld nähern und dabei folgende Aspekte ansprechen: Bedeutung der Lebensgeschichten im Rahmen der profes-sionellen Begleitung; Intimität, Leiblichkeit, Wohnen; Jüngere und ihre Perspektiven; Einsamkeit, Leiden, Schmerz; Altern und Abschied, Tod.
Referentin: Rianne Jongstra, Sittard/NL; Theologin, geistliche Begleiterin, pastorale Mitarbeiterin in einer Pflegeeinrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung
Ort: Katholische Akademie Schwerte
Termin: Freitag - Samstag
III) Konkrete Orte und Zeiten eines »Lebens in Fülle«
In unserer Kultur besteht Sehnsucht nach »soul food«. Menschen begeben sich ruhelos auf die Suche nach Orten, um diese Grunderfahrung miteinander zu teilen, inmitten einer Kultur, die durch postmoderne Sucht nach »fast food« gekennzeichnet ist. Dies wird im tiefsten Sinne dort wahrgenommen, wo man konfrontiert wird mit der Verletzbarkeit von Mitmenschen. In der heilpädagogischen Arbeit ist die Frage nach »heiligem Boden« unter Professionalität und Spiritualität sehr stark anwesend. An diesem Wochenende wollen wir konkrete Wege suchen, um unsere heilpädagogischen Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung in einem Kontext von Diversität und Komplexität zu verbinden mit heilstheologischen Linien der christlichen Tradition. Welche Texte, Rituale, Räume und Gedanken stehen uns dabei zur Verfügung? Wie können biblische und christliche Schlüsselerzählungen in einem konkreten Kontext von Bildung und Lebensbegleitung »verflüssigt« werden, so dass wir einander als Menschen in Diversität besser verstehen können, in unserer Suche nach Leben, »Leben in Fülle« (Joh 10,10).
Referent/-in: Prof. Dr. theol. Bert Roebben, Professor für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Dr. Janieta Bartz, Theologin und Religionspädagogin, arbeitet an der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund, Fachgebiet Soziale und Emotionale Entwicklung in Rehabilitation und Pädagogik
Ort: Katholische Akademie Schwerte
Termin: Freitag - Samstag
In Zusammenarbeit mit dem Edith-Stein-Berufskolleg, Paderborn,
und dem Diözesan-Caritasverband Paderborn
Weitere Informationen
Termine und Informationen auf Anfrage