Bei der diesjährigen Tagung von »Kirche weitergebaut« wurde im Titel bewusst mit einer Leerstelle gearbeitet: »Auf der Suche nach ...?« Damit sollte der Versuch angedeutet werden, die aktuelle Situation der Sakralraum-Wahrnehmung und -Nutzung zu charakterisieren – und zwar diesmal besonders aus dem Blickwinkel des heutigen Besuchers bzw. der heutigen Gesellschaft – also aus einem architektursoziologischen Ansatzheraus.
Dr. Monika Schmelzer, Kunsthistorikerin vom Katholischen Bildungswerk Köln, bildete mit ihrem Vortrag über »Die gesellschaftliche Bedeutung des modernen Kirchenbaus« den Auftakt und konnte aufgrund ihres reichen Erfahrungsschatzes als freiberufliche Gutachterin für moderne Kirchenbauten im Rheinland darlegen, warum moderne Kirchen gerade in unserer heutigen Gesellschaft und urbanen Welt als Landmarken und Identifikationsträger für Religion und Kultur so bedeutend und erhaltenswürdig sind.
Dipl.-Ing. Jana Heidacker stellte daraufhin die Autobahnkirche Siegerland in Wilnsdorf, an der A45, vor, bei deren Planung und Ausführung 2013 sie federführend als Architektin vom Frankfurter Büro schneider+schumacher beteiligt war. Sie erläuterte das Konzept der Außenwirkung des kleinen Sakralbaus als weißes Kirchensymbol in einer ansonsten unwirtlichen Umgebung von Autobahn und Raststätte und des dazu im Kontrast stehenden Innenraums, der als in sich geschlossene Holzgewölbekonstruktion eine Atmosphäre von Geborgenheit und Wärme ausstrahlt. Die Autobahnkirche, die von einem Förderverein betreut wird, ist 24 Stunden geöffnet und wird von Menschen zum Gottesdienst, zu Andacht und Gebet oder einfach nur zum Innehalten auf der Reise aufgesucht.
Dr. Guido Schlimbach, Theologe, Sozialarbeiter und künstlerischer Leiter der Kunst-Station St. Peter in Köln, schilderte die besondere Konstellation des Kirchenraumes von St. Peter in Köln, bei der, begründet in den 1980er Jahren durch den Jesuitenpater Friedhelm Mennekes, Religion und zeitgenössische Kunst in ein befruchtendes Verhältnis zueinander treten. Obwohl es dabei auch manchmal zu Spannungen kommen kann, ist diese Integration von Kunst im Kirchenraum, die im Übrigen eine lange kulturhistorische Tradition hat, auch eine architektursoziologische Lösung für die Zukunft.