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Elmar Theveßen: »Das Transatlantische Wertesystem ist das erfolgreichste Experiment bezogen auf Demokratie und Gemeinschaft in der gesamten Menschheitsgeschichte.« (Foto: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn)
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Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris habe sich lange mit persönlichen Angriffen auf Trump zurückgehalten, so Theveßen, ihn jüngst jedoch einen Faschisten genannt. (Foto: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn)
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»Werte spielen da keine Hauptrolle«, resümierte Elmar Theveßen die Erfahrungen, die er auf seiner Reise durch die gespaltene US gemacht hat, ernüchtert.(Foto: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn)
In den USA steht die 60. Präsidentschaftswahl unmittelbar bevor. In der kommenden Woche, am 5. November 2024, sind rund 200 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner aufgerufen, eine neues Staatsoberhaupt zu wählen. Der Wahlkampf ist bisher sehr ereignisreich: Schüsse auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, der amtierende US-Präsident Joe Biden ringt mit schwindenden Kräften, die neue, vergleichsweise energiegeladene, demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris steht den häufig wirren Äußerungen ihres republikanischen Herausforderers gegenüber. ZDF-US-Korrespondent Elmar Theveßen hat jetzt die aktuellen Stimmungen und möglichen Szenarien in einem Wertedialog in der Katholischen Akademie Schwerte eingeordnet, an dem auch Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Generalvikar Dr. Michael Bredeck teilgenommen haben.
Es seien die hohen Werte, die Amerika einst groß gemacht haben, erinnert Akademiedirektor Prälat Dr. Peter Klasvogt, als er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wertedialogs in Schwerte begrüßt: Jene Werte, die bereits in der Unabhängigkeitserklärung festgehalten worden seien. Auch Religion und Glaube gehörten dazu. Dass die amerikanischen Werte angesichts des jüngsten Wahlkampfes ins Wanken geraten sind, lässt der Anlass dieses Wertedialogs mit Elmar Theveßen vermuten. »Wir sind gespannt auf Ihre Einsichten und Ausblicke«, kündigte der Akademiedirektor den ZDF-Korrespondenten an, »ob es den Amerikanern gelingen wird, zu den Werten zurückzukehren, die sie einst zu dieser großen Nation gemacht haben.«
Es wäre allerdings kein Dialog, wenn Elmar Theveßen nicht zunächst die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort die entscheidende Abstimmung simulieren ließe. Das Ergebnis etwa 50:50. Anders sei die Umfrage des Deutschen Politikbarometers ausgefallen, informiert der Fernseh-Profi. Hier vermuteten 70 Prozent, dass Kamala Harris neue US-Präsidentin werden würde. Trump als Präsident – dieses Szenario hätten nur 30 Prozent der Befragten vorausgesehen. Angesichts des Wahlsystems in den USA und den Swing-States, zu Deutsch »schaukelnde Staaten«, in denen das potenzielle Wahlergebnis weniger klar vorhersehbar ist als in anderen Staaten, sei ein so klares Wahlergebnis längst nicht sicher.
Dokumentation verleiht US-Bürgern eine Stimme
Dass die US-Wahl jedoch auch für die Menschen in Deutschland entscheidend ist, stellte Theveßen sogleich klar: »Das Transatlantische Wertesystem ist das erfolgreichste Experiment bezogen auf Demokratie und Gemeinschaft in der gesamten Menschheitsgeschichte.« Um das »gespaltene« Amerika auch den Menschen in Deutschland zu offenbaren, hat sich Elmar Theveßen gemeinsam mit seinem Team auf den Weg gemacht. Mit dem Wohnmobil durchreisten sie zahlreiche Bundesstaaten, legten 9.000 Kilometer in dreieinhalb Wochen zurück. Das Fazit des Journalisten vorweg: Die Sehnsucht der Menschen nach einem einigen Amerika sei nicht stark genug, um die vorhandenen Gräben zu überwinden. Amerika befinde sich auf einer Reise ins Ungewisse.
Donald Trump verkauft sich als Retter
Auf dem Parteitag der Republikaner im Sommer dieses Jahres durchfährt Elmar Theveßen eine beunruhigender Gedanke: »Donald Trump wird amerikanischer Präsident«. Grund für diesen Gedanken sei die Art und Weise, wie Trump nach den Schüssen auf ihn, denen er Tage zuvor nahezu unbeschadet entkommen konnte, von seinen Anhängern gefeiert worden sei. »Donald Trump wurde von vielen so annonciert, als wäre er derjenige, dem Gott das Leben gerettet habe, damit er Großes vollbringen kann für dieses Land«, erklärt Elmar Theveßen. Trump selbst verkaufe sich als Retter eines Amerikas, das vor dem Untergang stehe und er mache die Amerikaner als Opfer jenes Kommunismus aus, den Joe Biden und Kamala Harris seiner Auffassung nach betreiben würden, schildert Elmar Theveßen die Argumentation des früheren US-Präsidenten.
Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hingegen, habe sich lange mit persönlichen Angriffen auf Trump zurückgehalten, erklärt Elmar Theveßen. Jüngst habe Harris Trump dann jedoch einen Faschisten genannt. Theveßen liefert sogleich die Wort-Definition, in der sich, so der US-Korrespondent, eine Reihe der Punkte wiederfinden würden, die er zuvor genannt habe: »… einen starken Anführer anzubieten und alle Probleme der Nation auf einen Schlag zu heilen. Und das kann er nur, wenn er bereit ist, ein autoritärer Anführer zu sein, um sicherzustellen, dass man ihn nicht daran hemmt.«
»Sie können mir vertrauen«
»Kamala Harris sorgte auf ihrem Parteitag ebenso für Begeisterungswellen«, erinnert Theveßen: »Binnen kürzester Zeit gelang es ihr, die komplette Partei von der Basis bis zur Spitze hinter sich zu bringen.« Auf dem Parteitag der Demokraten sei dann eine Begeisterung entstanden und Harris wurde gefeiert, weil, so Elmar Theveßen, »die andere Seite ein extrem düsteres Bild verkaufte«. Harris habe in ihrer Argumentation nicht ihre Rolle der Frau oder ihre Herkunft hervorgehoben. Vielmehr habe sie neben ihrem transparenten Programm auf patriotische Töne gesetzt: »Sie können mir vertrauen«, so Kamala Harris Worte.
»Weil es keine Alternative gibt«
Elmar Theveßen und sein Team haben auf ihrer Reise willkürlich Menschen befragt, ohne vorher einen Interviewtermin ausgemacht zu haben. Sie wollten mit Menschen sprechen und sind dafür jenseits der großen Highways auf kleinen Straßen durchs Land gereist. Am Ende ihrer Reise haben sie eine Ausnahme gemacht und Ed Mc Broom besucht. Ein Kontakt, der aus einer früheren Berichterstattung stammte. Der republikanische Senator ruft dazu auf, Trump zu wählen. Im ZDF-Film sagt er, dass er dessen teilweise menschenverachtenden Aussagen nicht entschuldigen kann, während er seine politischen Ziele jedoch grundsätzlich teilt. Senator Mc Broom ist gläubiger Christ. »Wenn es einen anständigeren Kandidaten geben würde, der an die gleichen Ziele glaubt, hätte ich diese Person unterstützt«, sagt er im ZDF-Interview. Eine Alternative gebe es jedoch nicht.
»Werte spielen da keine Hauptrolle«, resümiert Elmar Theveßen die Erfahrungen, die er auf seiner Reise durch die gespaltene US gemacht hat, ernüchtert.
(Text: pdp)