Die Video-Installation »Casting Jesus« des Berliner Künstlers Christian Jankowski stand am Samstag, 10. Januar, im Mittelpunkt der 41. Begegnung der Künstler in der Katholischen Akademie Schwerte, an der auch Erzbischof Hans-Josef Becker teilnahm.
Das 60-minütige Video »Casting Jesus« von Christian Jankowski zeigt eine TV-Castingshow, bei der von einer Agentur ausgewählte Schauspieler ihre Fähigkeiten als Jesus-Darsteller unter Beweis stellen sollen. Eine dreiköpfige Jury, u.a. besetzt mit einem Priester aus dem Vatikan, erteilt dramaturgische Aufgaben, bewertet und wählt schließlich den Favoriten aus. In einer weiteren Filmeinstellung kommentiert ein Kulturwissenschaftler das Geschehen und analysiert es im Hinblick auf tradierte Jesus-Bilder und damit verbundene Rollenklischees.
Der Künstler Christian Jankowski hat sich bei dem Verlauf des Castings bewusst als Gestalter zurück gehalten und die Darsteller und die Jury in ihrer Suche nach dem »wahren« Jesusbild selbstständig agieren und entscheiden lassen. Er legt damit bloß, dass man (und selbst die Kirche!) heute im Bezug auf ein mögliches Jesus-Bild stark durch die von den Medien tradierten Bilder (wie z. B. Mel Gibsons »Passion«), aber auch durch die kunsthistorische Prägung (Nazarener) beeinflusst ist. Durch diese Offenlegung will Christian Jankowski eine Diskussion über den Prozess und die Manifestierung von Gottesbildern anstoßen.
In der abschließenden Diskussion mit Prof. Dr. Rita Burrichter, dem Künstler Thomas Jessen und Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern ging es im Anschluss an die Präsentation des Videos um die Frage nach dem Jesus- und Christusbild in der Kunst und in der heutigen Gesellschaft. Für Rita Burrichter, die an der Universität Paderborn mit den Schwerpunkten Bildtheologie und Bilddidaktik lehrt, ist das Video »religionspädagogisch hoch interessant«. Gerade durch die Klischees rege es zum Nachdenken über das Jesusbild an. Thomas Jessen kritisierte, dass Christian Jankowski sich heraushalte: »Die ästhetische Qualität ist unbestritten, aber was hat das mit dem Jesusbild zu tun?« Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern sieht in dem Video hingegen eine »künstlerische Form der Suche nach einem Jesusbild«.
Die Video-Installation »Casting Jesus« wird als Ausstellung in der Reihe »Transzendenz im Augenschein« noch vom 12. bis 31. Januar 2015 in der Kapelle der Katholischen Akademie Schwerte präsentiert. Das Video läuft dabei als Zweikanal-Projektion und Endlosschleife zu den Öffnungszeiten der Ausstellung, montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, freitags und samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Am 23. Januar wird Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern um 15.30 Uhr einen Vortrag zu seinen »Erfahrungen mit der Videoarbeit ‚Casting Jesus‘« halten.
Text: Stefanie Lieb (KAS), Michael Bodin (pdp)