Morgen ist auch noch ein Tag
Regie: Paola Cortellesi
Länge: 118 Min.
Delia hat keine Ruhe. Die Kinder müssen zur Schule, der Mann will Kaffee, der bettlägrige Schwiegervater muss versorgt werden. Die Familie ist bitterarm, wie viele in der Nachbarschaft: Es ist das Jahr 1946, Italien leidet unter den Kriegsfolgen, die Amerikaner sind noch in Rom und verteilen manchmal Schokolade oder Strümpfe. Zusätzlich zum Haushalt erledigt Delia Hilfsarbeiten, als Näherin, bei einem Schirmmacher. Aber was ihr das Leben wirklich schwermacht, ist die Tyrannei der Männer. Die Söhne sind aufsässig, der Schwiegervater erniedrigt sie, und ihr Mann überwacht jeden ihrer Schritte; ein falsches Wort, eine Nachlässigkeit – und er prügelt sie durch die Kellerwohnung. Delia scheint das hinzunehmen, wie es Generationen von Frauen vor ihr getan haben. Aber bald wird klar: Sie hat Pläne, die mit einem mysteriösen Brief zusammenhängen. Und als Delias Tochter sich zwischen einer sozial vorteilhaften Verlobung und einer Schulausbildung entscheiden muss, kommt es zum Konflikt.
Das Regiedebüt der Moderatorin und Schauspielerin Paola Cortellesi war in Italien sensationell erfolgreich und hat eine heftige Debatte ausgelöst. Denn der Kampf um Frauenrechte, von dem sie erzählt, ist nicht vorbei. Allein 2023 wurden in Italien mehr als 100 Femizide, also geschlechtsbezogene Morde an Frauen, registriert – und das ist kein spezifisch nationales Phänomen. Für die Geschichte von Delia hat Cortellesi eine besondere, stilisierte Form gewählt. Die schwarzweiße Fotografie erinnert an die großen Werke des Neorealismus, ebenso die Frauenfigur im Zentrum. Es mischen sich melodramatische Elemente mit komödiantischen, Schlager-Einlagen dynamisieren die Handlung oder kommentieren bitter die Szenen häuslicher Gewalt. Cortellesi spielt Delia selbst, als eine empfindsame, zugewandte Frau, die allmählich ihre Stärke entdeckt. Und die begreift, dass sie nicht nur für sich, sondern auch für andere kämpft. »Morgen ist auch noch ein Tag« ist das lebhafteste, anrührendste und unterhaltendste Plädoyer für Frauen-Solidarität, das es seit langem gegeben hat.
Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (April 2024)
Eintrittspreis: € 5,- (erm. € 4,-)
Alle Termine und Orte ab September auf www.kirchen-und-kino.de
Kirchen und Kino. Der Filmtipp
Kirchen + Kino. Der Filmtipp, ein ökumenisches Projekt, präsentiert Filme, die von der evangelischen und katholischen Filmarbeit in Deutschland und der Schweiz als Film des Monats bzw. als Kinotipp der katholischen Filmkritik hervorgehoben wurden. Es sind Überzeugende Filme, die unabhängig von ihrer jeweiligen geistigen Beheimatung die Sehnsucht nach dem Anderen, nach einem "Mehr des Lebens", aufrechterhalten.
Der Filmtipp zeigt gelungene Filme verschiedener Genres.
Der Filmtipp möchte anregen zum genauen Hinsehen und Lust am Sehen vermitteln, aufklären und zugleich pures Kinovergnügen bereiten.
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