Psalmen passen zur Passion
Die alttestamentlichen Psalmen gehören zu den eindrücklichsten Texten, die die Bibel zu bieten hat: Wenn sie gut übersetzt sind, sind sie sogar im Deutschen poetisch eindrucksvoll: Ihre Bilder, Metaphern und Vergleiche befeuern die Vorstellungskraft der Lesenden; außerdem haben die Dank-, Vertrauens-, Bitt- und Klagelieder eine existenzielle Kraft, die einen auch nach über 2000 Jahren immer noch verblüfft. Die Psalmen, in einer spezifisch christlichen Rezeption, haben die Rede von Jesus Christus im Neuen Testament und besonders die Darstellungen der Passion zutiefst geprägt. Jedenfalls versteht man mit den Psalmen besser, woher die Bedeutung des Titels »Sohn Gottes« (Ps 2,7) kommt, warum sich alles in Jerusalem entscheiden musste (Ps 137,5) oder weswegen so viel Leid und Klage den Weg des Gottessohnes pflastert (Ps 22). Der Schrei der Gottverlassenheit wird nicht zuletzt deswegen mit einem Psalmzitat belegt, weil die Psalmen eine so weite, nicht immer ambiguitätsfreie Sicht auf Gott bieten (Ps 139). Theologisch erhebt sich die Frage, wie sich die in alttestamentlichen Psalmen erhobene Klage über die Katastrophe der Zerstörung Judas, Jerusalems und des Tempels 586 v. Chr. (Ps 79) zur Klage über die Katastrophe der Kreuzigung 30 n. Chr. verhält. Schließlich sind die Psalmen, die selbstverständlich immer auf ihre historisch-kontextuelle Funktion hin zu befragen sind, auch vielfältig anders weitertradiert und rezipiert worden, in der jüdischen Tradition, aber besonders auch in der christlichen Liedtradition.
Die Bibeltheologischen Tage finden in diesem Jahr als Online-Seminar auf der Plattform Zoom statt (s. im Programm-Flyer [als Download in der grauen Spalte rechts] unter »Technische Voraussetzungen«, »Bestätigung« und »Datenschutzinformationen«).
Um den Besonderheiten der Nachverfolgung am Bildschirm Rechnung zu tragen, haben wir das Programm gegenüber dem gewohnten Rhythmus der Bibeltheologischen Tage angepasst, die thematischen Einheiten reduziert und längere Erholungspausen eingeplant.
In Kooperation mit der Professur für Biblische Theologie im Institut für Katholische Theologie an der Universität zu Köln
Referent:
Prof. Dr. Andreas Michel (*1963), seit 2006 Professor für Biblische Theologie im Institut für Katholische Theologie an der Universität zu Köln und derzeit Prodekan für Studium und Lehre an der dortigen Philosophischen Fakultät
Teilnahmebeitrag pro Person: 20 €
Stornierungen sind ausschließlich an das zuständige Tagungssekretariat zu richten und bedürfen der Schriftform.